Historische Ereignisse der revolutionären Weltbewegung

 

1931

 

JANUARSTREIK

 

02. Januar 1931

veröffentlicht von der Komintern (SH) aus Anlass des 90. Jahrestages

 

 

ERNST THÄLMANN

Es lebe der Sieg der Bergarbeiter

aus: Rote Fahne vom 7. Januar 1931

 

 

Der Januarstreik 1931 im Lichte der Lehren von Lenin und Rosa Luxemburg über den Massenstreik

aus: "Rote Fahne" vom 15. Januar 1931

 

 

1. Januar 1931 - "Rote Fahne"

Sturmjahr 1931 für Brot und Freiheit

Gegen den mörderischen Faschismus und seine sozialfaschistischen Knechte ruft die Kommunistische Partei auf zur reolutionären Einheitsfront aller Werktätigen

Ein neues Jahr hat begonnen

Das 13. Jahr der Kommunistischen Partei Deutschlands.

Blicken wir zurück, so können wir mit Stolz bekennen:

Gefestigter in den eigenen Reihen, stärker und tiefer verankert in den Millionenmassen des deutschen Proletariats steht die KPD, als einzige Arbeiterpartei an der Spitze aller Kämpfe gegen den Kapitalismus, Faschismus und Kriegsgefahr.

Ihr zur Seite die RGO, das neue Instrument zur revolutionären und politsichen Führung der Wirtschaftskämpfe gegen den sozialfaschistischen und christlichen Streikbruch.

Das Jahr 1931 wird ausgefüllt sein mit opferreichen Kämpfen gegen die immer frecher vorstoßende Unternehmeroffensive, die Faschisierung Deutschlands durch die Brüning-Regierung und die Kräfte des terroristischen Faschismus, die in der Nazi-Partei ihre Hauptarmee haben. Das republikanische Bürgertum hat bereits vor dem Faschismus kapituliert. Die sozialdemokratischen Führer leisten ihm aktive Hilfe. Das Proletariat in seiner Millionenmacht denkt aber nicht daran, Deutschland zu einer faschistischen Hölle werden zu lassen.

Stärker als der Faschismus ist die Arbeiterklasse, wenn sie sich als Mehrheit des Volkes bewusst wird. Wenn die 4 Millionen Arbeitslosen auf die Straße gehen, wenn sich mit ihnen die 12 Millionen Betriebsarbeiter verbünden, wenn die Millionen proletarischen Frauen und Jugendlichen sich als dritte Front anschließen, dann gibt es keine Macht, die stärker als diese Einheitsfront des Proletariats ist. Denkt an 1920, als der sich zum Kampf ehebende Riese Proletariat über Nacht die faschistischen Staatsstreichler, die Kapp und Lüttwitz zum Teufel jagte. Wenn wieder, wie damals, alle Räder still stehen und das ganze werktätige Volk dem Faschismus den Krieg ansagt, dann wird der Faschismus bald ein Spuk sein, über den das siegreiche Proletariat triumphiert. Aber auch nur dann erobert sich die Arbeiterklasse Arbeit und Brot, Freiheit und Frieden. Dann wird an Stelle dieser Young-Republik der Arbeiter Sowjetdeutschland erstehen, das wir mit unseren Händen und im schärfsten Kmpf gegen alle inneren und äußeren Feinden zu unserem sozialistischen Vaterland aufbauen werden. Die proletarische Diktatur ist das Tor zum Sozialismus. Diese Erkenntnis muss zum Beginn des Jahres 1931 allen Arbeitern zum Bewusstsein kommen. Es gibt keine Macht, die das Proletariat bezwingen kann. Der Faschismus ist der Ausdruck des letzten verzweifelten Versuches es zusammenbrechenden kapitalistischen Systems, seine Macht aufrecht zu erhalten.

Zerbrechen wir es, damit der Weg frei wird zum Sieg der Arbeiterklasse über alle Feinde. Die Kommunistische Partei ruft alle Arbeiter auf, sich zum Massenkampf gegen die Brüning-Regierung und den Faschismus unter revolutionärer Führung zu sammeln. Der Niedergang der Sozialdemokratie ist nicht mehr aufzuhalten. Die Niederwerfung des Faschismus und aller dunklen Kräfte der Reaktion ist die erste Etappe, die wir in gemeinsamer Anstrengung erreichen wollen. Wir werden es schaffen, denn mit uns die Millionen, mit uns der Sieg !

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1931

MIt fast 5 Millionen Erwerbslosen geht das kapitalistische Deutschland in das Jahr 1931. Noch ist keine Aussicht auf das Ende oder auf nur eine Milderung der furchtbaren Krise; im Gegenteil: alle Anzeichen deuten darauf hin, dass die Krise sich abermals verschärfen wird, dass neue Hunderttausende, vielleicht Millionen Arbeiter auf das Straßenmpflaster geworfen werden.

Das kapitalistische Deutschland zwingt heute 15 Millionen Menschen, hungernd und frierend zu leben. Die sozialen Gegensätze werden auf die Spitze getrieben, denn den 15 Millionen Verhungernden steht eine kleine Schar mächtiger Großverdiener gegenüber, die selbst die schärfste Krise zur Quelle höheren Profits macht. Während Hunderttausende von Erwerbslosen keinen Groschen Unterstützung mehr bekommen, macht die Reichsbank, die an das Provatkapital ausgeliefert worden ist, einigen Dutzend Großaktionären ein Weihnachtsgeschenk von mehr als 70 Millionen Mark.

Zynischer als jemals zuvor wird der gesamte Staatsapparat in den Dienst des Monopolkapitals gestellt, die Zölle werden erhöht, das Steuersystem wird so ausgebaut, dass es die Kapitalisten entlastet und die werktätigen Massen immer stärker bedrückt. Hunderte von Millionen werden an Subventionen für Industriekönige, für die Großagrarier hinaus geworfen.

Am brutalsten bewährt sich der Staatsapparat als Werkzeug in den Händen des Großkapitals beim Abbau von Löhnen und Gehältern. Die Hungerregierung Brüning hat als einen ihrer wichtigsten Programmpunkte die Durchführung des Abbaus der Löhne und Gehälter für Arbeiter, Angestellte und Beamte aufgestellt. Mit den Mitteln des Schlichtungsapparates, des organisierten Streikbruchs und des schärfsten Polizeiterrors wird diese Offensive der Kapitalisten gegen das Proletariat durchgeführt. Sozialfaschisten und Nationalfaschisten sind aktive Hilfskräfte der Kapitalisten bei dieser Offensive. Während sich die Sozialfaschisten direkt dem faschistischen Staatsapparat zur wirtschaftlichen und politischen Unterdrückung des werktätigen Volkes einordnen, spielen die Nazis vorläufig noch ihre Doppelrolle weiter: nach Außen gegen den Hungerfeldzug des Großkapitals und ihrer Regierung- den Kampf markierend, in Wirklichkeit aber mit ihren Mörderbanden aktiv die Offensive der Kapitalisten unterstützend. Dier zynische Unterstützung des Brüningschen Hungerprogramms, die Umwandlung der Gewerkschaften in Organisationen des Streikbruchs erleichtert den Nazis ihr demagogisches Doppelspiel des Scheinkampfes gegen die kapitalistische Unterdrückung und Ausbeutung und der wirklichen aktiven Unterstützung der kapitalistischen Offensive.

Wird so zunächst mit der ganzen Wucht das Proletariat von der kapitalistischen Offensive getroffen, so sind sie doch nicht die alleinigen Leidtragenden. Immer größere Teile der Mittelschichten, kleine Bauern, kleine Händler, Handwerker verelenden und sinken in das Proletariat herab. Hundertausende armer Bauern, kleiner Händler und Handwerker, ausgebeutet durch die Steuerlast, durch die Wucherpreise des Monopolkapitals, sind heute die Opfer des schlimmsten Wuchers. Auch sie beginnen, in dem Kapitalismus ihren Feind zu sehen und sich in die Front des revolutionären Proletariats einzureihen.

Diese ungeheure Zuspitzung der Klassengegensätze als Folge des Zerfalls und der Fäulnis des Kapitalismus führen zum Bankrott der formalen Demokratie und des Parlamentarismus.

Die Demokratie war für die Kapitalistenklasse als Herrschaftsform der Unterdrückung der werktätigen Massen unzulänglich geworden. Deshalb ist die deutsche Bourgeoisie mit Entschlossenheit zur nackten, brutalen Diktatur übergegangen, die unter den heutigen Verhältnissen nichts Anderes sein kann als die faschistische Diktatur. Mit der weiteren Entwicklung der Krise und des Zerfallsprozesses des deutschen Kapitalismus, mit der weiteren Verschärfung der Klassengegensätze und der Steigerung der Kampfkraft des Proletariats und der mit ihm verbündeten Mittelschichten, wird die Bourgeoisie versuchen, durch den Ausbau und die Verschärfung der faschistischen Diktatur ihre wankende Herrschaft aufrecht zu erhalten. Parallel mit der Entwicklung zur faschistischen Diktatur ging im Jahre 1930 die Verstärkung und Sammlung der Aktivität des Proletariats und auch schon von Teilen der Mittelschichten. Das Wahlergebnis vom 14. September zeigte den gewaltigen Vormarsch der Kommunistischen Partei vor Allem in den Reihen des Industrieproletariats, aber auch, wenn weniger stark, auf dem Lnde unter den Landarbeitern und armen Bauern. Die Kämpfe im Ruhrgebiet, in Mitteldeutschland, in Berlin und in zahlreichen anderen Orten Deutschlands, die trotz der aktiven Streikbrucharbeit der Sozialfaschisten und des Mordterrors der Nazis und der Polizei nicht verhindert werden konnten, sind Beweis für die wachsende Kampfkraft der Arbeiterschaft. Die ungeheure Verschärfung der kapitalistischen Offensive, der Lohnabbau im Betrieb, das Hungerelend der Erwerbslosen muss und wird diese Kämpfe gewaltig anschwellen lassen.

Jeder revolutionäre Arbeiter muss durch die Stärkung der RGO, aller proletarischen Massenorganisationen, der KPD und des KJVD, des Kampfbundes gegen den Faschimus, durch die Entwicklung der proletarischen Einheitsfront auf breiter Grundlage, durch die Bildung von Aktionsausschüssen gegen den Faschismus, durch die Organisierung von Delegirtenkonferenzen und der revolutionären Vertrauensleute in den Betrieben, der Erwerbslosenausschüsse usw. mithelfen an der Organisierung, Auslösung und Führung der Kämpfe. Schon in den nächsten Wochen stellen uns die Betriebsrätewahlen vor gewaltige Aufgaben. Die Größte: Noch tiefer in die Massen ! Die Offensive der kapitalistischen Bourgeoisie mit ihren sozialfaschistischen und faschistischen Hilfskräften wird und muss auf immer schärferen und energischeren Widerstand, auf die organisierte, entschlossene Gegenoffensive der werktätigen Massen stoßen. Wehrhafter Kampf gegen den Faschismus, insbesondere gegen die Mörderbanden der Hitler-Partei. Dtreiks gegen den Lohnraub, für bessere Arbeitszeit und höhere Löhne, Massenstreiks für politische Ziele, das sind die unmittelbaren Aufgaben, die mit Beginn des Jahres 1931 vor dem revolutionären Proletariat stehen.

Das Jahr 1931 wird so ein Jahr gewaltiger Kämpfe sein, vielleicht das Jahr entscheidender Kämpfe zwischen dem werktätigen Volk und der Ausbeuterklasse, der Volksrevolution für nationale und soziale Befreiung. Die Einheitsfront der Proletarier zum revolutionären Kampf muss zum Hebel der proletarischen Aktionen werden.

Im Jahr 1931 wird die Kriegsgefahr viel akuter werden als im vergangenen Jahre. Die Weltwirtschaftskrise, die im internationalen Maßstab ihren Höhepunkt noch längst nicht erreicht hat, die allgemeinen Zerfallserscheinungen des Kapitalismus, führen zu einer sich rasch entwickelnden Verschärfung der imperialistischen Gegensätze. Der Schädlingsprozess in Moskau hat in grellem Licht die Interventionsvorbereitungen des Imperialismus, unter Führung des französischen Finanzkapitals, beleuchtet. Viel schärfer als jemals früher werden zwar im Jahre 1931 die imperialistischen Gegensätze sich zuspitzen, aber gleichzeitig werden sich die Anstrengungen verstärken, im Krieg gegen die Sowjetunion die eigenen Konflikte zu überwinden. Immer unerträglicher wird für den Kapitalismus die Existenz der Sowjetunion. Während die kapitalistische Welt von einer gewaltigen Krise geschüttelt wird, während hoch entwickelte und weniger entwickelte kapitalistische Länder immer tiefer in den Morast ihrer Fäulnis versinken, während die großen Massen des werktätigen Volkes der kapitalistischen Länder verelenden und Dutzende von Millionen Werktätiger in diesen Ländern buchstäblich verhungern, wird in der Sowjetunion das gigantische Werk sozialistischen Aufbaus durchgeführt. 25 Millionen Erwerbslose in der kapitalistischen Welt, rasches Wachstum der Erwerbslosigkeit - aber in der Sowjetunion Liquidierung der Erwerbslosigkeit, Aufstiegs des Proletariats und der Bauernmassen. Immer bedrohlicher wird für die Kapitalisten diese Sowjetunion, die für die Massen der Unterdrückten und Ausgebeuteten, der Lohnsklaven und Kolonialsklaven immer stärker zur Kraftquelle für ihre revolutionäre Begeisterung, für ihren revolutionären Kampf zum Sturz des Imperialismus und Kapitalismus wird.

Es ist kein Zweifel daran möglich, dass die deutsche Bourgeoisie als aktive Kraft an diesem imperialistischen Krieg gegen die Sowjetunion sich zu beteiligen entschlossen ist. Schon bieten sich die Nazis, die Sozialfaschisten als Söldner im Dienste des französischen Imperialismus im Krieg gegen die Sowjetunion an. Indem das deutsche revolutionäre Proletariat seine Kämpfe gegen die kapitalistische Offensive, gegen Faschismus und imperialistische Kriegsgefahr verstärkt und auf eine höhere Stufe empor hebt, führt es gleichzeitig den Kampf für die revolutionäre Verteidigung der Sowjetunion.

Das Jahr 1931 stellt die revolutionäre Arbeiterschaft Deutschlands vor gewaltige Kampfaufgaben. Finden diese Aufgaben die eiserne Entschlossenheit und den revolutionären Opfermut, die für die vorwärts drängende revolutionäre Klasse notwendig sind, dann ist der Sieg des Proletariats und des ganzen werktätigen Volkes gewiss.

 

 

 

 

3. - 15. Januar 1931 - "Rote Fahne"

Januarstreik 1931

Artikelsammlung über das Streikgeschehen

zusammengestellt von Wolfgang Eggers

 

 

 

 

 

LERNT AUS DEN ERFAHRUNGEN DES RUHRSTREIKS

"Der Angriff ist die beste Verteidigung!"

Ein Appell der Duisburger Schachtdelegiertenkonferenz

 

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last revision: 06. 01. 2021